Mein kulinarischer Reisebericht.
Es gibt reichlich faszinierende Reiseziele, aber nur wenige verleiten einen zum Dableiben. Wien hat mich vor fast 20 Jahren plötzlich und unerwartet in seinen Bann gezogen und ich blieb 5 Jahre dort. Zeit genug es dermaßen in mein Herz zu schliessen, dass ich sooft es nur geht dorthin zurückkehre, wenn auch nur wie diesen Sommer, als Besucher.
Der diesjähriger Aufenthalt in Wien, war der erste seit Bestehen meines Blogs, somit sah ich vieles mit neuem und intensiverem Interesse.
Hier nun meine ganz persönlichen Highlights:
1. Café Central (1. Bezirk, Ecke Herrengasse/Strauchgasse)
Das Wiener Kaffeehaus ist ein Stück Tradition an das man sich gewöhnen könnte. Hier ist es durchaus erlaubt bei nur einer Melange und zahlreichen Gratiszeitungen den halben Tag zu verbringen. Nicht dass ich es bei einem Getränk belassen könnte, dafür schmeckt mir der Wiener Kaffee zu gut und die Vitrinen locken mit den feinsten hausgemachten Süssspeisen.
Für mich das schönste Kaffeehaus ist das Café Central. Hier stimmt alles: der beeindruckende Säulensaal, der Service und die hohe Qualität von Speisen und Getränke.
Sehr empfehlenswert ist die “Café Central Torte”, die man auch in einer Buchenholzkiste verpackt zum Mitnehmen erwerben kann. Beachtlich ist die Portionsgrösse vom Kaiserschmarren!
Alternativen:
- Von nicht minderer Qualität und mit einer wundervollen, grosszügigen Terrasse ausgestattet ist das Café Landtmann (1. Bezirk, Dr. Karl Lueger-Ring 4). Die Mehlspeis-Vitrine ist ein Traum und sich zu entscheiden eine Qual!
- Café Prückel (1. Bezirk, Stubenring 24)
- Café Hawelka (1. Bezirk, Dorotheergasse 6)
- Café Sperl (6. Bezirk, Gumpendorferstrasse 11)
2. Maschu Maschu (1. Bezirk, Rabensteig 8 und 7. Bezirk, Neubaugasse 20/Ecke Lindengasse)
“The Best Falafel in Town” und das ist nicht übertrieben. Zum Mitnehmen oder da essen, die Kichererbsen-Bällchen mit exzellentem Hummus, Techina und Melanzanisalat sind der absolute Hammer. Sehr empfehlenswert und preiswert ist das Pita Falafel und für den Riesenhunger die Falafel Platte. Das i-Tüpfelchen bildet die Limonana, selbsgemachte Zitronenlimonade mit Nanaminze, davon konnte Aleksandar nicht genug bekommen ;-)
Die Qualität der Wiener Eissalons ist grundsätzlich sehr hoch, hat doch das Eismachen und -essen Tradition hier. Das Eis wird meistens in die Tüten oder Becher gespachtelt und nicht gekugelt. Man kann sich förmlich Reinkuscheln in die weiche Eismasse beim Essen, vor allem wenn man es in der Tüte bestellt. Der Nachteil ist, dass man sich beim Schlecken beeilen muss, sonst hat man schnell nur noch einen (wenn auch leckeren) Eis-Shake.
Mein persönlicher Favorit ist Zanoni & Zanoni am Lugeck. Das Eis ist perfekt, die Sortenauswahl überschaubar und die Portionen riesig. Ich schaffe kaum die kleinste Tüte. Schön ist auch die grosse Terrasse, wenn man mal was Grösseres konsumieren möchte.
Sehr beliebt sind auch folgende Adressen:
4. Schweizerhaus im Volksprater (2. Bezirk, Prater 116)
Riesiger Biergarten, grosse leckere Stelzen und ausgezeichnetes Bier vom Fass (z.B. Budweiser Budvar und Grieskirchner Dunkles). Sollte man unbedingt einmal erlebt haben. Aleksandar hat 4 Jahre lang von den Stelzen geträumt, da er sie beim vorletzten Wienbesuch nur anschauen konnte, dieses Jahr kam er dann endlich in den Genuss und war begeistert!!
Ich liebe die Wiener Bierlokale. Vor allem, da es etwas Vergleichbares in Luxemburg nicht gibt. Hier vergisst man in gemütlicher Runde bei vorzüglichem Bier gerne die Zeit. Man ist nicht gezwungen etwas zum Essen zu ordern, aber meist kann man den schmackhaften und preiswerten Gerichten eh nicht widerstehen.
Im Fischer Bräu (19. Bezirk, Billrothstrasse 17) habe ich viele schöne Abende verbracht und es fällt mir schwer mich kurz zu fassen. Die Schwarzbrot Variationen sind äusserst lecker, das Bier noch süffiger als sonst wo und der Andrang leider sehr hoch.
Alternativen:
6. Wiener Schnitzel!
Die wohl bekannteste Speise der Wiener Küche. Bestellen kann man ihn fast an jeder Ecke und bestehen muss er aus Kalbfleisch. Ist er mit Schweinefleisch zubereitet heisst er “Schnitzel Wiener Art” oder “Wiener Schnitzel vom Schwein”.
Beim Figlmüller heisst er “Figlmüller Schnitzel” ist vom Schwein und schmeckt dennoch ausgesprochen gut. Ausserdem ist er riesengross. Das Lokal in der Bäckerstrasse 6 (1. Bezirk) ist gut besucht – fast ausschliesslich von Touristen – und meist steht man Schlange um einen Tisch zu bekommen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall die Wartezeit auf sich zu nehmen, oder man versucht eine Reservierung zu tätigen. Das Stammhaus liegt quasi um die Ecke in der Wollzeile 5.
Eine andere, sehr empfehlenswerte Art Schnitzel zu geniessen bietet das Restaurant “Schloss Concordia” gegenüber dem 2. Tor des Wiener Zentralfriedhofs (11. Bezirk, Simmeringer Hauptstraße 283). Hier bekommt man zahlreiche, erstklassige Schnitzelvariationen, alle üppig auf einem Silbertablett angerichtet. Das Lokal schaut von aussen eher unscheinbar aus, fast schon verwunschen, deshalb verlaufen sich hier auch kaum Touristen.
Der traditionsreiche Naschmarkt, der auch zu den Wiener Sehenswürdigkeiten zählt, ist nicht nur Viktualienmarkt, sondern wurde in den letzten Jahren durch zahlreiche Gastronomiebetriebe ergänzt.
8. Bitzinger am Albertinaplatz: “Am Würstelstand sind alle gleich.”
Auch der Würstelstand gehört in Wien zur kulinarischen Tradition und sollte zumindest einmal aufgesucht werden.
Der Würstelstand Bitzinger am Albertinaplatz (1. Bezirk) ist nicht nur architektonisch ein Hingucker, sondern bietet auch eine grosses Angebot an Köstlichkeiten. Durch die Nähe zur Oper ist das Publikum hier besonders facettenreich.
Man stelle sich vor: ein Buchladen voller Kochbücher mit einer offenen Küche, an dessen Theke man die frisch zubereiteten Speisen verkosten kann und wo abends Kochkurse angeboten werden!! Ein wahr gewordener Traum für jeden Foodblogger und Hobbykoch. Des Weiteren gibt es eine Gewürzecke mit ausgewählten Gewürzen und deren Mischungen. Unbedingt vorbeischauen!!
Zu guter Letzt noch ein Tipp, dem ich selbst nicht mehr nachgehen konnte.
Sohyi Kim, die den meisten wohl durch ihre diverse TV-Auftritte (“Lanz kocht”, “Kocharena” …) bekannt ist, führt nicht nur erfolgreich ein Restaurant in der Lustkandlgasse 4 (9. Bezirk), sondern auch ein sogenanntes “Shop & Studio” auf dem Naschmarkt (Stand 28), wo man Produkte und Zutaten aus ihrer Küche, Bücher und Kochzubehör findet und auch Kochkurse angeboten werden. (Sommerpause beachten!)
Stadtplan: Wien kulinarisch auf einer größeren Karte anzeigen
Das war’s! Würde mich freuen, wenn ich euch Wien ein Stück näher gebracht oder gar einen Abstecher dorthin schmackhaft gemacht habe. Ich für meinen Teil hoffe die Liste so schnell wie möglich erweitern zu können, bis dahin blick’ ich nostalgisch gen Osten ;-)