• Ierbsebulli (Ierbëssebulli, Ierzebulli)
23. Januar 2012 von paule
Erbseneintopf nach Großmutters Art
Eine Leserin hat mich gefragt, ob ich ein Rezept für Ierbsebulli habe. Dabei handelt es sich um einen luxemburgischen Erbseneintopf, den auch meine Großmutter regelmäßig für uns gekocht hat. Außerdem ist er sehr beliebt auf Dorffesten und Veranstaltungen während der kalten Jahreszeit.
Er besteht aus getrockneten Erbsen, Suppengemüse und einer Fleischeinlage. Ich habe geschälte, halbe Erbsen verwendet, da sie wesentlich bekömmlicher sind und auch nicht eingeweicht werden müssen. Als landestypische Fleischeinlage gelten geräucherter, magerer Speck und Mettwürste. Kocht man für mehrere Personen, oder verwendet ganze Erbsen, die etwas längere Garzeiten benötigen, kann man auch grössere Stücke “Gesolpertes”, eine Art Pökelfleisch, verwenden. Die Fleischeinlage auf jeden Fall immer im Ganzen mit garen und erst anschließend klein schneiden. So bleibt es saftiger.
Eintöpfe werden bei uns gerne mit Beilage serviert. Meine Großmutter hat meistens “Paangecher” (Pfannkuchen) oder “Gromperekichelcher” (Reibekuchen) dazu gemacht. Ich habe allerdings darauf verzichtet und deshalb den Eintopf mit Kartoffeln angereichert. Meine persönliche Note besteht darin den Ierbsebulli mit etwas frisch gemahlenem Fenchelsamen abzuschmecken. Ein Schuss Essig oder Zitronensaft vorm Geniessen darf meiner Meinung nach auch nicht fehlen.
Ob der luxemburgische Ierbsebulli sich sehr vom deutschen Erbseneintopf unterscheidet kann ich nicht wirklich beurteilen. Was meint Ihr?
Und hier nun das Rezept auf Wunsch von einer ganz lieben Leserin aus Schottland:
Ierbsebulli – Erbseneintopf nach Großmutters Art
für 3 Personen als Hauptspeise
Zubereitung:
Zwiebel schälen und klein hacken. Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden. Möhre und Knollensellerie putzen und in Würfel schneiden. Weißen und hellgrünen Teil der Lauchstange der Länge nach halbieren, waschen und in Ringe schneiden.
Alles bis auf den Knoblauch im heißen Öl anbraten. Knoblauch und Erbsen hinzufügen. Kurz umrühren und mit Wasser aufgießen. Speck hineingeben. Lorbeerblätter, Gewürznelken und Pimentkörner in einen Papierteebeutel geben, zuschnüren und hinzugeben. Aufkochen lassen und bei mittlerer Temperatur 30 Minuten köcheln lassen.
Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden, hinzufügen und weitere 15 Minuten köcheln lassen. Mettwürste in den Topf geben und die Temperatur etwas reduzieren, damit sie nicht aufplatzen. Nach 10-15 Minuten, wenn die Mettwürste gar sind, Speck und Würste herausnehmen. Entweder separat zum Eintopf reichen oder klein schneiden und zurück in den Topf geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Teebeutel mit den Gewürzen entfernen. Mit Petersilie bestreut anrichten.
Wer mag rührt ein paar Tropfen Zitronensaft oder Essig in seinen Ierbsebulli.
Schmeckt auch aufgewärmt hervorragend, wird aber merklich dicker beim Abkühlen. Gegebenenfalls etwas Wasser hinzufügen und nachwürzen.
Zutaten:
- 1 Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 1 Möhre
- 1/4 Knollensellerie
- 1 Stange Lauch
- 1-2 Esslöffel Pflanzenöl
- 300 g getrocknete, halbe Erbsen
- 1,5 Liter Wasser
- 2 Lorbeerblätter
- 4 Gewürznelken
- 4 Pimentkörner
- 150 g geräucherter, magerer Speck, am Stück
- 4 Kartoffeln
- 2-3 Mettwürste
- Salz und frisch gemahlener Pfeffer
- frisch gemahlener Fenchelsamen
- fein gehackte Petersilie zum Anrichten
- wer mag: ein paar Spritzer Zitronensaft oder Essig
In der Aussprache, meine Liebe, vor allem in der Aussprache unterscheiden sie sich :)
Was mir auffällt ist sowieso die große Vielzahl an deftigen Gerichten auf den Speisekarten eurer Gasthäuser.
Dinge, die uns so „deutsch“ vorkommen, die man hier aber kaum noch wo findet.
Im Elsass ist es ja ganz ähnlich.
Schön!
hallo paule, ein sehr schöner blog, dieses gericht gab es so ähnlich auch bei uns zu hause, und die sprache ist genau so, eintopf gab es immer mit beilage, pannekechelcher, gromberekechelcher,waffelen.
ich komme aus der eifel, manderscheid. unser plattdeusch ist dem luxemburger sehr ähnlich, wohne jetzt über 30 jahre in köln,aber platt sprechen spreche ich mit meiner freundin immer noch, denn die kommt aus der nähe bitburg prüm.schöne grüße marlene
Diesen Erbseneintopf gab es früher häufig bei uns zu Hause, oft wurde noch ein Eisbein mitgekocht und dann blieb das alles so lange auf dem Herd, bis das Eisbein zart und die Erbsen ziemlich sämig verkocht waren. Mich konnte man früher damit jagen. Heute mit zunehmender Weisheit lerne ich auch diese deftigen Genüsse zu schätzen ;-)
@ Heike: jaaa, die Aussprache ;-) Ich finde ja, dass es bei uns nicht wirklich viele Lokale oder Restaurants gibt, wo man gut bürgerliche Küche bekommt. Allerdings haben wir vor kurzem so einen Schatz entdeckt, da schmeckt es wie „sonntags bei Oma“. Ein Traum :)
@ marlene: dankeschön! Dialekte fliessen grenzlos ineinander. Find‘ ich schön!
@ Ti saluto Ticino: wie wahr! LG
Herrlich deftig! Ich mag diese bodenständigen, regionalen Gerichte sehr gerne und freue mich immer, wenn es bei Dir etwas typisch Luxemburgisches gibt.
Ich habe glaube ich noch nie so einen fotogenen Erbseneintopf gesehen – wow!
Da würde sogar ich gern probieren, obwohl man mich mit Gerichten dieser Art normalerweise einmal um die Erdumlaufbahn jagen kann :)
Liebe Grüße,
~ Lilly
@ Christina: dann werde ich mich in Zukunft bemühen, öfters etwas aus der luxemburgischen Küche vorzustellen ;-)
@ Lilly: Du bist lieb, vielen Dank für Dein Kompliment und es freut mich, dass Du trotz Deiner Abneigung Gefallen am diesem Eintopf findest. Wer weiss, vielleicht wirst Du ihn auch irgendwann nachkochen :)
Wirklich sehr hübsch fotografiert, vor allem auf diesem Deckchen… Wie früher bei Oma :)
Erbseneintopf fand ich immer schon toll, selbst als Kind, was ja eher ungwöhnlich ist. Bei uns gab es allerdings immer geräucherten Schinken darin, mit Mettwurst kann ich es mir aber auch sehr gut vorstellen.
Hmmmm….
@ Bella: dankeschön. Ich muss gestehen, das Deckchen ist eigentlich bloss ein Küchentuch, aber ich fand es würde gut passen ;-)
In der westeuropäisch-jüdischen Küche gab es diese Art Erbsen-Gemüse-Eintopf mit geräuchter Rinderzunge (da Schwein ja nicht geht), oft auch noch mit einer Hand voll Gerste und Kartoffeln. Dies vorwiegend am Schabbat: man stellte den Eintopf am Freitag abend beim Eindunkeln, also zu Beginn des Schabbat, ins Rohr, heizte ein, und wenn man am Schabbatmorgen aus der Synagoge nach Hause kam, war der Tscholent fertig. Tscholent heisst etwa ‚köchelt langsam’…
Herzlich Bea Wyler
Hallo Bea, vielen Dank für die interessante Info. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Traditionen und Bräuche mit den Gerichten verbunden sind. LG, Paule
Graupensuppe habe ich im Tirol entdeckt. Und weil sie so herrlich schmeckt, werde ich dein Rezept in den nächsten Tagen ausprobieren.
Ausserdem: Hut ab vor deiner Web-Seite, die ich heute in der „Revue“ im Wartesaal einer Arztpraxis entdeckt habe. Weiter so!!!
Hallo Jeannot, vielen Dank für das nette Feedback und das sehr liebe Kompliment. Freue mich sehr ;-) LG, Paule
Da fehlt eindeutig die frische Sahne, die am Tisch reinkommt!
Und wenn sie nicht schön grün aussieht, trau ich der Sache nicht. :)
Brutal frische Erbsen, am besten grad erst am Morgen davor geerntet, schmecken definitiv am besten. Notfalls eingefrorene. Die sind mit der modernen Shockfrostung auch praktisch unbeschädigt und sehr frisch.
Und geschälte Erbsen sind *nicht* „bekömmlicher“, sondern gesundheitsschädlich! Denn der Kern ist nur viel zu dichte Stärke. Und Stärke, wie alle azellularen kurzkettigen Kohlenhydrate, verursacht das Wachstum der uns allen aus dem Zahnbereich bekannten schädlichen Bakterien im gesamten Verdauungssystem.
Diese sorgen dann noch für eine Fehlverdauung des Fettes…
Uuund man hat, wenn mans oft genug macht, so ziemlich alle sogenannten „Wohlstandskrankheiten“, von Diabetes über Verblödung bis Übergewicht.
Kartoffeln und erst recht Pfannkuchen sind in der Hinsicht sogar noch schlimmer.
Am besten behandelt man solche Nicht-Lebensmittel wie Drogen. Alk kann man manchmal trinken. Aber wenn’s „normal“ wird, wird es zum Problem.
Kümmel passt übrigens auch lecker in Erbsensuppe. Mag ich lieber als Nelken (bäh), Fenchel (süß zu herzhaft = bäh) und Piment (süß & Weihnachten = bäher)…
Ist dann natürlich nicht mehr so traditionell. Aber dafür lecker. :)
(Bolognese besteht „traditionell“ auch nur aus Möhren und Rinderhack. Und Chili con Carne aus Rindergulaschwürfeln und purem Chili und sonst nix. Aber wer will das schon?)
Salu bonjour,
Ech wollt mech hei mol bedanken viir daat Rezept-(Irbsebulli) !
Eiischtens doviir, weill mein Schweiierpapp (76Joor) ons emmer vun senger Zeiit beim Millitär verziehlt, awer nett weinst dem Drill, mee weinst dem Ierbsebulli deen et do emmer mol gouff, an deen hien och emmer matt Genoss geiess huet !
Ech hun schon meii laang noo engem gudden Rezept gesiicht, an lo hun ech et endlech fondt .
Ech soen Paules Kitchen merci dovir !
Matt frendlechen Greiiss
Claude
Also „bekömmlicher“ ist anscheiend leider immer noch die Bezeichnung für „mot krank und dickmachenden Darmbakterien kompatibel“. :(
Die Leute glauben, wenn sie sich mit Industriekohlenhydraten eine Flora heranzüchten, die ihnen eine Leptin-Resistenz beschert, und die auf verzweigte Kohlenhydrate mit Blähungen und Bauchschmerzen reagiert und Fett fehlverdaut, daß dann die verzweigten Kohlenhydrate (Hülsenfrüchte, Zwiebelartige) „nicht bekömmlich“ wären und Fett dick machen würde.
Mot ein paar Freunden haben wir mal die Experimente von Dr. M. O. Bruker reproduziert, der das schon vor 80 Jahren bestätigte, aich wenn er die Mechanismen dahinter noch nicht gefunden hatte,
und siehe da, wir konnten die Verdauungsprobleme bei Hulsenfrüchten ind Zwiebeln gezielt an und ausschalten, indem wir wie Industriekohlenhydrate für eine Zeit wegließen und danach zumindes immer genügend „präbiotische“ (nicht prebiotische) Lebensmittel dazu aßen um die Dominanz der richtigen Organismen aaufrechtzuerhalten.
Und siehe day plötzlich waren Zucker und Stärke die unbekömmlichen, krankmachenden Dinge! :)
(Kleiner Trick: Zu stark stärkehaltige Lebensmittel (v.a. Reis) mit Fett (die Studie benutzte Kokosfett) kochen, und dann immer erst einmal über Nacht in den Kühlschrank stellen, bevor man ihn verwendet. Wie bei Sushi. Dadurch wird der großteil der Stärke in sog. resistente Stärke umgewandelt. Also die, die so verzweigt ist, daß sie nur von den guten Mikroorganismen verdaut werden kann.
Meine Lieblingsvariante besteht aus ganzen Erbsen, die nur gemixt und minimal erhitzt wurden, schmeckt schön nach frischen Erbsen, und hat eher die Konsistenz von selbstgemachtem dickem Kartoffelstampf (notfalls eingedickt).
Die frisch gemahlenen Gewürze röste ich kurz auf dem Topfboden trocken an, bevor ich die Erbsen drübergebe und vermische. (Den Trick hab ich von den Indern.).
Wichtig ist daß da sonst nix an Gemüse o.ä. rein kommt, das den Geschmack ausdünnt oder dominiert.
Natürlich kommt auch Mettwurst rein, die erst auf dem Teller kleingeschnitten wird. Genau so wie ein schönes Stück Bauchspeck. Beide dürfen allerdings nicht zu klein geschnitten werden, damit man noch einmal schön reinbeißen kann in die Stücke, daß der Saft rausläuft.
Und natürlich muß Sahne rein, aber auch erst am Tisch, in den Teller, und nicht zu sehr geizen. Und nur verstrudeln, nicht ganz verrühren! (Vergleiche: Ostfriesentee.)
Der Clou sind aber die selbtgemachten großen Croutons aus dem Backofen. Außen kross wie ein Crouton, innen weich und an französische Zwiebelsuppe erinnernd. Gerne auch mal mit Kräutern oder sogar Käse umbacken, und in der Salzigkeit fein abgestimmt. Sie dürfen auf keine Fall außen weich werden, oder gar matschig, aber dürfen innen nicht den Erbsengeschmack mit Trocken-Brot-Geschmack-Mundgefühl unterbrechen. Fast alle Weißbrote eignen sich super dazu. Nir nicht allzu sehr Großporig. (Ciabatta z.B. wird zu schnell durchgenässt, weil Flüssigkeit zu tief eindringen kann.)
Ich bin aber noch auf der Suche nach der richtigen Würzung. Alles scheint den Erbsengeschmack nur zu ruinieren. (Und wenn, dann schon richtig ruinieren mit Kümmel. :D [Analog zum Fenchel in diesem Rezept und zu Irish Stew])
Alles andere braucht es meines Erachtens nicht, und es schwächt nur den wunderbaren frischen Erbsengeschmack ab.
A jo, ech si Lëtzebuerger. :)
Na toll, ich realisier grad, ich war hier schon des öfteren. :))
Evi1m4chine
Wenn Sie hier nur nörgeln können, dann bleiben Sie dieser tollen Seite bitte fern. Es geht hier nicht um Ihren Genuss oder Ihre Meinung. Es geht hier um ein Rezept. Und das ist wirklich perfekt und das Ergebnis schmeckt einfach lecker. Wenn Sie die Erbsen lieber roh essen, bitteschön. Aber verschonen Sie die anderen Leute mit Ihren besserwisserichen Kommentaren.
Ich habe den Iertsebulli als Kind bei den Petinger Pfadfindee kennengelernt. Unsere damaligen Chefs haben zum Buergbrennen , Ende des Winters einen riesegrossen Topf mit Iertsebulli mat Mettien a Speck zu fuss auf die Anhöhe des Prinzenbergs getragen. Oben am Berg , wo wir jährlich die Buerg abbrennten, wurde vorher ein Lagerfeuer gebaut, Suppentopf drauf und jeder konnte sich Abends vor dem Buergbrennen eine gute Gamell ( Pfaditeller) mit Ierbessebulli nehmen, vielleicht auch zwei. Diese Tradition wird bis heute auf dem Prinzenberg beim Scoutschalet weiter gepflegt. Wir sind übrigens eine der einzigen Pfadfindergruppen, die ihre Buerg, ein grosses 12 meter hohes Kreuz nach selbsr , ohne jegliche Maschine, Traktor oder Gerät aufrichten.
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