• Stärzelen
16. November 2011 von paule
Buchweizen Knödel luxemburger Art
Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die eher auf Kniddelen stand als auf Stärzelen. Eigentlich kann ich mich überhaupt nicht erinnern, sie jemals gegessen zu haben. Obwohl meine Mutter kürzlich meinte, dass Oma sie natürlich gekocht, aber keiner sie wirklich gerne gegessen hätte. Muss ich wohl zu Gunsten schöner Kindheitserinnerungen verdrängt haben. Meine Schwester konnte sich auch nicht daran erinnern.
Wie dem auch sei, mich reizten sie jetzt zum Nachmachen. Stärzelen sind eine Art Knödel, die lediglich aus Buchweizenmehl, Wasser und Salz bestehen. Daraus wird zuerst eine feste Masse gekocht, von der anschließend mit einem Löffel Nocken abgestochen werden. Angerichtet wird mit Milch oder Sahne und Speck.
Stärzelen standen besonders im Ösling oft auf dem Tisch, da Buchweizen hervorragend auf den kargen Böden im Norden des Landes gedieh und dementsprechend häufig angebaut wurde. In der Zwischenzeit versucht man die in Vergessenheit geratene Pflanze wieder vermehrt anzubauen und deren Erzeugnisse zu vermarkten.
Heidekorn, wie Buchweizen auch bezeichnet wird ist glutenfrei und daher auch bei Zöliakie geeignet. Auf Luxemburgisch heißt er Wëllkaar.
Und wie haben uns die Stärzelen geschmeckt? Erstaunlich lecker, vor allem wenn man die überschaubare Zutatenliste bedenkt. Wie bei den Kniddelen, konnte ich auch hier nicht auf mein heißgeliebtes Apfelmus verzichten. Reste lassen sich problemlos aufwärmen. Entweder im Ganzen oder man schneidet die Nocken in Scheiben und brät sie in einer Pfanne.
Stärzelen – Buchweizen Knödel luxemburger Art
für 5-6 Personen
Zubereitung:
Speck in Streifen schneiden und in einer Pfanne knusprig braten. Zum Schluss Butter hinzufügen. Beiseite stellen.
Wasser zum Kochen bringen. Salz hinzufügen. Unter Rühren Mehl hineinrieseln lassen. Kräftig weiter rühren bis der Teig zusammen klumpt. Schafft man das nicht mehr von Hand, kann man auch einige Sekunden mit den Knethacken des Handmixers durchgehen. Von der Kochplatte ziehen.
Ein Löffel in die Pfanne mit dem Speck tauchen und nicht zu grosse Nocken abstechen. In eine vorgewärmte Schüssel geben.
Milch und Sahne erhitzen und darüber giessen. Speck darauf verteilen. Wer mag gibt noch frisch gemahlenen Pfeffer darüber.
Zutaten:
- 100 g durchwachsener Speck
- 1 Esslöffel Butter
- 500 g Buchweizenmehl
- 1 Liter Wasser
- 20 g (1 gehäufter Esslöffel) grobes Salz
- 100 ml Milch
- 150 ml Sahne
- wer mag: frisch gemahlener Pfeffer
Ach sieh mal einer an, das ist ja jetzt mal interessant… Hier ist der Grundteig derselbe -Mehl, Wasser, Salz, gekocht – wird dann aber noch weiterverarbeitet. Die Teigmasse wird in Stücke gerissen, nach dem völligen Abkühlen kleinegschnitten und dann mit Speck oder Schinkenwürfeln in der Pfanne gebraten. Zum Schluss lässt man ein üppiges Rührei darüber stocken und isst es dann mit Apfelkompott. Die ganze Herrlichkeit nennt sich Heidekornknödel, ich habe es von meiner Oma gelernt und meine Kinder würden alles andere dafür stehen lassen ;-) Gibt es tatsächlich fast jede Woche!
Omas andere Variante ist ein gaaaanz dünner Teig, ebenfalls nur aus den drei Zutaten, der zu sehr filigranen, löchrigen Pfannkuchen verbacken wird. Auch sehr lecker!
Pur und ungebraten – da habe ich jetzt tatsächlich Vorstellungsprobleme ;-) Aber ich werde es probieren!
btw: „Echtes“ Heidekornmehl, das auf der Packung auch so heißt (von der Mühle Prümm in Wadern), gibt es hier nur in einem einzigen Supermarkt im Nachbardorf. Und nur damit schmecken die Knödel richtig *g* Irgendwas muss an dem Buchweizenmehl aus dem Bioladen anders sein….
LG Tina
Irgendwie klingelte es bei dem Namen des Gerichts, obwohl ich nicht wusste, dass es in Luxemburg so eine Tradition mit Buchweizen gibt. Ich hatte aber das Wort ‚Sterz‘ schonmal woanders gehört. In den Alpen gibt es das, und es handelt sich ebenfalls um ein Gericht aus Buchweizen. Jetzt würde mich nur noch interessieren, woher das Wort kommt und worin die Verbindung zwischen den doch recht weit auseinanderliegenden Regionen kommt…?
Kuckstu: http://de.wikipedia.org/wiki/Sterz
Du machst ja interessante Sachen. Buchweizen kam in meiner Kindheit nicht vor, obwohl die Eifel ja nicht so weit weg liegt von Luxemburg. Ich kenne das nur aus der Bretagne und in Form von Galettes. Werd ich mal ausprobieren – danke!
Das klingt ja spannend, wobei mich die Variante von „In der Pfanne gebraten“ noch etwas mehr anspricht. Ich habe noch niemals etwas mit Buchweizen gegessen, nicht mal Galettes. Muss ich mal ausprobieren.
@ Tina: das klingt alles wunderbar. Vielen Dank für den interessanten Bericht. LG
@ nata: bei Wiki steht (unter Heidensterz), dass der Sterz auf einen Teller gestürzt wird. Vielleicht leitet es sich davon ab.
@ Valeska: die bretonischen Galettes sind in der Zwischenzeit auch hier populärer als die Stärzelen.
@ Lilly: viel Spass beim Testen ;-) Niederländische Poffertjes bestehen übrigens teilweise auch aus Buchweizenmehl.
Sorry, aber mich spricht das Gericht nicht wirklich an. Sieht ein bisschen nach Kackwürstchen aus :-D
Was es nicht alles gibt… Habe sowas bisher weder gehört noch gesehen. Speck und Milch finde ich auch bizarr, aber warum eigentlich nicht?
„Sterz“ hat meine böhmische Oma gemacht: das waren locker verbröselte zerdrückte gekochte Kartoffel mit etwas Mehl, das Ganze durfte keinesfalls zusammenkleben und musste mit viel Fett geröstet werden. Himmlisch und ebenfalls mit Apfelmus zu essen.
In anderen Regionen Österreichs gab es einen Sterz aus einem sehr dicken Bechamel – Butter schmelzen, Mehl dazu, abbrennen, dann etwas Milch dazu. Davon ernährten sich die Holzknechte, den das haut kalorienmäßig ganz schön rein!
Hallo BIA, vielen Dank für die Infos. LG
Ich so villmols Merci firr d’Rezept van de Stärzelen.
Muarre gëtt datt mol probéiert. Ich weess datt meng Gruusseltren där ëmmer geess hann mee du wor ich na ze kleng firr d’Rezept ze verhalen.
Moien Dani, et freet mech, dat et Dir gefält. Vill Spaass beim Nokachen, an wanns Du wëlls gëff Bescheed wéi et geschmaacht huet. Léif Gréiss, Paule
„btw: “Echtes” Heidekornmehl, das auf der Packung auch so heißt (von der Mühle Prümm in Wadern), gibt es hier nur in einem einzigen Supermarkt im Nachbardorf. Und nur damit schmecken die Knödel richtig *g* Irgendwas muss an dem Buchweizenmehl aus dem Bioladen anders sein….“
@Tina: Ich habe mal was über Silberbuchweizen gelesen, dieser ist feiner und milder als normaler Buchweizen. Den gibt es aber fast nur in Luxembourg. In deutschen Biomärkten kann man den leider nicht finden.
Da ich an der Grenze zu Luxembourg wohne, bin ich mal rübergefahren und habe mich dort im Supermarkt mit ein paar Packungen davon eingedeckt. Bis jetzt habe ich nur Kuchen damit gebacken. Dieser schmeckt viel milder als Kuchen mit normalen Buchweizenmehl. Vielleicht ist dieses „echte“ Heidekornmehl von der Mühle Prümm ja auch dieses Silberbuchweizenmehl!
Moien,
ech wollt fir meng deitsch Frenn hei an Bayern mol eppes letzebuergesches kachen. Hun als éischt un Kniddelen geduet, lo soen ech mer dass Stärzelen och ganz interessant wier. Kéinnt een net och Stärzelen man, mee ob dei selwescht Manéier wei Kniddelen? Also den Deeg man an dann reit an d kachend Waasser man?
:)
Moien Sophie, ech denken, Du muss Dech schon decidéieren, ob et Stäerzelen oder Kniddelen soll ginn ;-) Ech hunn et net ausprobéiert, mä ech kéint mir virstellen, dass den Deeg vun de Stäerzelen ze dréchen gëtt, vir op di Manéier vun de Kniddelen ze maachen. LG
Hallo Paule,
vielen Dank für das Rezept! Auch uns Tirolern hat das super geschmeckt. Ich war auf der Suche nach einem glutenfreien Knödelrezept und hab dieses gefunden. War zuerst skeptisch, da die Knödel ja nur Salz drin haben. Jegliche Skepsis hat sich aber beim Essen sofort aufgelöst. Einfach nur super lecker und wird es jetzt bestimmt öfter geben. Nur das nächste Mal werde ich den Teig etwas mehr durchrühren müssen, da das abstechen wegen Krümeligkeit des Teiges etwas schwierig war ;) hab aber einfach mit den Händen und etwas Wasser Knödelchen geformt und dann den Speck mit Butter und das Milch-/Sahnegemisch drübergetan. Meine Eltern haben zusätzlich noch Apfelmus dazugegeben (bei mir wegen Fruktoseintoleranz leider nicht von Vorteil) und können das nur weiterempfehlen (danke für den Tipp in den Kommentaren!)
Freue mich, dass ich jetzt auch mal was Luxemburgisches probieren konnte!
„ennert der gëllener Zait“ wou d’Kaiserin Maria-Theresia (18 Jh)iwwert d’Letzebuerg régéiert huet, sin ganz vill Handwierker aus Eistereich hei an d’Laendchen agewandert an hun dobai wahrscheinlech Staerzelen „matbruecht“. Meng Schwéiereltern hun anplaatz vun Speck oder Mellëch, Kaffi iwwert d’Staerzelen geschott.
Danke für das Rezept.
Als Urlaubsmitbringsel aus der Eifel habe ich Silberbuchweizenmehl mitgebracht und kann es jetzt ausprobieren.